Neukölln: Haben die alle einen Knall?
Kaum geht die Sonne unter, bricht in diesen Tagen in den Straßen Neuköllns die Hölle aus, denn jedes Kleinhirn glaubt, jetzt unbedingt mit Feuerwerkskörpern Krieg spielen zu müssen. Woher sie die Feuerwerkskörper haben? Dumme Frage – von Lidl natürlich, da kann man sie sich – mit ein wenig Chuzpe – umsonst besorgen. Wie zum Beispiel hier:
Mehrere Personen sollen gestern abend gegen 20.30 Uhr gewaltsam in den Lebensmitteldiscounter Lidl in der Glasower Straße eingedrungen sein und haben eine ganze Wagenladung Feuerwerk gestohlen. Der Einbruch war wohl eine Minutensache und es gab einen Verletzten. Die Täter sind unerkannt mit Auto und Einkaufswagen entkommen.
Pikant ist, daß nur wenige Meter weiter, in der Juliusstraße, das Hauptquartier der Neuköllner Operettenpolizisten (aka Ordnungsamt) seinen Sitz hat. Aber die trauen sich schon lange nicht mehr auf die Straße. Nicht nur, weil sie Angst vor der angeblichen oder tatsächlichen Gewaltbereitschaft des Neuköllner Straßenmobs haben, sondern weil ihre Chefin, die Neuköllner Stadträtin Sarah Nagel (Linke) ihnen einen Maulkorb verpaßt hat. Sie hält nämlich das Einhalten und das Durchsetzen von Gesetzen für »strukturellen Rassismus«. Dafür hatte sich dann jüngst eine bekannte Berliner Clan-Größe bei Ihr bedankt und sie als »Ehrenfrau« bezeichnet. Mit dieser Auszeichung würde ich mich auf mein Sofa zurückziehen und bitterlich weinen. Denn deutlicher kann das Scheitern einer gutgemeinten, aber wie vieles Gutgemeinte schlecht gemachten, (angeblich linken) Politik nicht gezeigt werden.
Für diese Peinlichkeit landete Frau Nagel in diesem Jahr folgerichtig auf Platz 27 der Liste der 33 peinlichsten Berlinerinnen und Berliner, die das Stadtmagazin tip jährlich herausgibt.
Und wo ich gerade so schön im Rant bin: Auf Platz 30 der obigen Liste landete mit Falko Liecke (CDU) ein weiterer Neuköllner Stadtrat. Dieser, weil er in seinem Buch »Brennpunkt Deutschland« ganz gewaltig von Thilo Sarrazin (SPD) abgeschrieben habe sich schamlos eines »Heinz-Buschkowsy-Populismus« bediene, so das Stadtmagazin.
Falko Liecke will offensichtlich in die Fußstapfen seiner Vorgängerin Franziska Giffey treten, die vorgemacht hat, das Abschreiben und ein damit verbundenes Erschleichen eines Doktortitels einen nicht daran hindert, in Berlin Regierende zu werden. Und ich halte Herrn Liecke für ehrgeizig genug, daß er ebenfalls nach diesem Posten strebt. Dafür muß man schon mal ein wenig abschreiben.
Aber er ist und bleibt in dieser Rolle ein Ritter der traurigen Gestalt. Denn um Sultan Regierender zu werden, muß er erst einmal den Kalifen beerben. Doch unangefochtener Kalif der Berliner CDU ist nun mal Kai (Kai wer?) Wegner. Und so bleibt für Falko Liecke nur die undankbare Rolle des bitterbösen Isnogud, die er allerdings mir Bravour ausfüllt. Alleine dafür hat er den Platz 30 auf der Schamliste des tip verdient. Nur die Beurteilung über Liecke »Seine Borniertheit illustrierte, daß er sich für Menschen im Stadtteil jenseits des eigenen Lebensstils so wenig interessiert wie ein Kaninchenzüchter für Heilbutt«, die trifft zwar auf ihn, aber auch auf jeden anderen (nicht nur) Neuköllner Politiker und auf jede andere (nicht nur) Neuköllner Politikerin zu.
Heute bei Lidl in der Glasower Straße: Leergeklaut.
War sonst noch was? Ach ja, eine Beamtin der Berliner Polizei wurde am Donnerstagnachmittag am Ohr verletzt, nachdem ein 18-jähriger junger Mann eine Gruppe von Einsatzkräften in Neukölln mit Pyrotechnik beworfen hatte. Sie mußte ambulant in einem Krankenhaus behandelt werden. Da gehen sie hin, Eure (strukturell rassistischen) Böller.
(Photos (cc): Jörg Kantel)