Warum Kiezblocks? Verkehrsberuhigung führt zu Entlastung statt Kollaps

Verkehrswende
Kiezblock
Neukölln
Autor:in

Jörg Kantel

Veröffentlichungsdatum

27. Juli 2023

Wie ich schon einige Male auch in diesem Blog Kritzelheft erwähnt hatte, bin ich in der Initiative Kranold Kiezblock aktiv, die für einen verkehrsberuhigten und dadurch lebenswerteren Kiez (in dem auch ich lebe) eintritt. Dabei achte ich besonders darauf, daß die Interessen von Fußgängerinnen und Fußgängern sowie Nutzerinnen und Nutzern des ÖPNV nicht zu kurz kommen. Spätestens seit meiner eigenen Mobilitätseinschränkung durch meinen Schlaganfall ist mir dies ein besonderes Anliegen.

Nun hat die Initiative – zusammen mit dem benachbarten Körner-Kiezblock – einen Bericht mit dem Titel »Gemeinsamer Einsatz für lebenswerte Wohnkieze in Neukölln« veröffentlicht. Darin weist sie unter anderem darauf hin, daß der Kranoldkiez laut dem Berliner Umweltgerechtigkeitsatlas eines der am stärksten belasteten Gebiete Berlins ist. Die Bewohnerinnen und Bewohner leiden unter Lärmbelästigung, Luftverschmutzung und einem Mangel an Grünflächen. Darüber hinaus beeinträchtigt der starke Durchgangsverkehr die Sicherheit von Fußgängerinnen, Fußgängern, Radfahrerinnen und Radfahrern, da es an hinreichend breiten, nicht zugeparkten Fuß- und Radwegen und gut einsehbaren (das heißt ebenfalls: nicht zugeparkten) Kreuzungen mangelt. Eine Analyse des Tagesspiegels zum Verhältnis von Autobesitz und -verkehr in Berliner Kiezen zwischen 2015 und 2022 hat zudem deutlich aufgezeigt, daß nur jeder sechste Haushalt im Kranoldkiez ein eigenes KfZ besitzt, jedoch wesentlich mehr Autos täglich durch den Kiez fahren.

Rückendeckung gibt uns auch eine Studio des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu), die zeigt, daß Verkehrsberuhigung durch Kiezblock zu Entlastung statt zu dem befürchteten Kollaps führt. Die Datenauswertung zeigt, daß Verkehr noch mehr Verkehr anzieht (ein wichtiges Argument auch gegen den Autobahnausbau zum Beispiel der A100), wer dagegen verkehrsberuhigte Zonen schafft, ernte Lebensqualität und zugleich meht Mobilität. Im Umfeld von Kiezblocks werde mehr Fahrrad gefahren und zu Fuß gegangen.

Die Difu-Projektleterin Uta Bauer resümiert daher: »Die Untersuchung zeigt, daß Maßnahmen, die den Autoverkehr in den Kommunen zähmen, im erwünschtem Sinne wirken: Mehr Lebensqualität und zugleich Mobilität. Daher gilt es, diese Ergebnisse auch in Kommunalpolitik und -verwaltung stärker zu berücksichtigen. Insbesondere in der Modellierung von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sollten die beschriebenen Effekte berücksichtigt werden.«

Kämpfen wir daher gemeinsam weiter für mehr Lebensqualität im Kiez. (Photo: (cc) 2023: Kranold-Kiezblock)