Zim und Typst: Material für meinen Publikationswerkzeugkasten?

Typst
Markdown
LaTeX
Visual Studio Code
Autor:in

Jörg Kantel

Veröffentlichungsdatum

9. September 2023

Im Nachtrag zu meinem Beitrag über MyST Markdown und Jupyter Book trudelten zwei weitere Software-Vorschläge per Email bei mir ein. Einmal das Zim Desktop Wiki und dann das Projekt Typst. Ohne mir ein qualifiziertes Urteil anzumaßen, habe ich mir beide kurz angeschaut und (vorläufig) bewertet:

Zim Logo

Das Zim Desktop Wiki ist ein uraltes Stück Software, das laut meinem Informanten bei vielen schon seit mehr als zehn Jahren in Gebrauch ist. Leider merkt man dem Teil dieses Alter aber auch an. Als Auszeichungssprache wird das »Wiki-Markup« verwendet, das zwar – soweit wie ich weiß – in der Wikipedia (und im DokuWiki) immer noch die Standard-Auszeichungssprache ist, aber für die es sonst nur sehr wenige Konvertierungs-Tools gibt. Als Werkzeuge sind fast alle Tools vorhanden, die man von einem Desktop-Wiki erwartet: Einfache interne Wiki-Links sind genau so möglich, wie Links zu externen Seiten. Bilder können eingebunden werden und auch die Darstellung mathematischer Formeln ist relativ einfach möglich.

Leider habe ich keine Möglichkeit gefunden, externe Bibliographien zum Beispiel aus Zotero zu übernehmen und eine einfache Konvertierung nach LaTeX (und damit PDF) scheint von Haus aus auch nicht vorgesehen (es gibt lediglich eine Publikationsmöglichkeit nach HTML). Und: Die Software ist zwar kostenlos zu nutzen, aber ich habe auf ihren Seiten keinen Hinweis auf eine freie (Open Source) Lizenz für sie gefunden.

Wer Zim schon nutzt, ist sicher glücklich damit und ich weiß von meinem Wiki, wie schwer bis unmöglich es ist, eine in langen Jahren aufgebaute Wissensdatenbank in eine andere zu überführen (dabei baut mein Wiki auf Standard-Markdown). Wer Zim schon nutzt, sollte es also ruhig weiter nutzen – er kennt mit Sicherheit die Beschränkungen seiner Software und weiß damit umzugehen. Wer aber ein neues Werkzeug für sein noch zu bauendes, zweites Gehirn sucht, der sollte eher zu moderneren Werkzeugen wie zum Beispiel Logseq mit seinen vielen Import- und Export-Möglichkeiten greifen.

In einer ganz anderen Kategorie dagegen spielt Typst. Die sehr junge (noch Beta) und freie (Apache-2.0-Lizenz) Software aus Berlin ist so etwas wie ein Bastard aus Markdown und LaTeX und will das (wissenschaftliche) Publizieren radikal vereinfachen. Sie möchte daher in der Liga mitspielen, in der auch Quarto und Juypter Book spielen. Es gibt sie als Kommandozeilen-Tool wie auch als Online-Prototypen.

Die Installation auf dem Mac kann am einfachsten via Homebrew erfolgen, für die Nutzung des Online-Prototypen gelten die üblichen Warnungen (noch beta, daher die Gefahr von Datenverlusten). Es gibt ein ausführliches Tutorial und das einzige, was mir noch fehlt, wäre ein Plug-in (im Microsoft-Jargon: eine »Extension«) für Visual Studio Code.

Auch wenn solche Tools mit ihren (mehr oder weniger fest vorausgewählten Templates) den Nutzer immer auch ein wenig entmündigen, da sie ihn von den Einzelheiten einer LaTeX- und/oder Pandoc-Installation fernhalten, habe ich mir einen Typst-Account gegönnt. Schaun wir mal, ob und wenn ja, was daraus wird. Still digging!