Der Anfang vom Ende von Unity? Oder: Ren’Py als (eine) Unity-Alternative

Spieleprogrammierung
RenPy
Twine
Godot
Interactive Fiction
Visual Studio Code
Autor:in

Jörg Kantel

Veröffentlichungsdatum

15. September 2023

Seit ein paar Tagen rumort es ganz gewaltig in der Spieleentwicklerszene, speziell unter den kleinen Indy-Labels. Grund ist, daß die in dieser Szene beliebte Game-Engine Unity ganz gewaltig zu Lasten gerade dieser kleinen Studios an ihrem Preismodell geschraubt hat. Unity hat angekündigt, daß man ab dem 1. Januar 2024 Gebühren auf jedes installierte Spiel erheben werde, welches die Unity Engine nutzt. Die Rede ist von 20 Cent je Download.

Nun könnte ich mich entspannt zurücklehnen und daran erinnern, daß ich schon immer vor proprietärer Software gewarnt habe. Aber seien wir ehrlich, es gab, bevor das freie (MIT-Lizenz) Godot den Markt der Spiele-Engines aufmischte, kaum freie Alternativen zu Unity.

Nun allerdings sieht es so aus, als ob sich Unity mit dieser Entscheidung selbst ins Abseits manövriert hätte. Die Massen wechseln in Scharen zu Godot und anderen Alternativen (auch Kenney.nl hat einen Wechsel angekündigt) und werden dabei vielfach unterstützt. Das ging so weit, daß Unity nach Morddrohungen sogar zwei Büros in den USA schließen mußte.

Was mir bei den vielen Empfehlungen aber bisher fehlte, war die Erwähung von Ren’Py als Unity-Alternative. Zwar kann man damit nur schwer 3D-Blockbuster erstellen, aber zum Beispiel hat Inkle Studios mit seinen vielfach preisgekrönten Spielen wie zum Beispiel 80 Days oder Heaven’s Vault gezeigt, wie man mit und in Unity interessante, interaktive Geschichten für Konsolen und Rechner entwickeln kann. Das Interessante daran ist, daß Inkle mit dem selbstentwickelten freien (MIT-Lizenz) Ink/Inky eine Art Bridge zwischen einem Twine-ähnlichen Autoring-Tool und Unity als Game-Engine nutzt.

Nun wissen regelmäßige Leser des Schockwellenreiters, daß ich der Meinung bin, daß sich Twine (speziell mit dem Storyformat Chapbook) ebenfalls durchaus als Autoring-Tool für interaktive Geschichten eignet, die im Endeffekt mit Ren’Py realisiert werden. Zwar ist die Brücke nicht ganz so komfortabel wie die Ink/Inky-Unity-Integration, aber mit Hilfe von Visual Studio Code und den beiden Erweiterungen Twee 3 Language Tool und Ren’Py Language Tool durchaus machbar.

Ich schwöre, die aktuelle Unity-Situation war nicht der Auslöser für meine Chapbook/Twine-Tutorials (die hatte ich schon vorher begonnen), aber die nächsten zwei oder drei werden sich mit der Twine/Ren’Py-Integration beschäftigen (siehe Screenshot im Banner oben).

Und ich meine, irgendwo im Netz mal eine Anleitung gefunden zu haben, wie man Godot aus den Klauen des internen Editors befreien und stattdessen ebenfalls Visual Studio Code nutzen kann. Sollte ich diese wiederfinden, wäre auch in Nachdenken über eine Twine/Godot-Integration möglich. Hierzu müßte ich allerdings noch ein wenig recherchieren (und vor allen Dingen endlich auch Godot lernen). Still digging!