Keilschrifttafeln mit Künstlicher Intelligenz entziffern
Mich freut es natürlich, wenn Arbeiten, an denen ich beteiligt war, heute noch für die Forschung nützlich sind. Daher habe ich mit Interesse den Artikel »Künstliche Intelligenz entziffert Keilschrifttafeln« von Nadja Podbregar gelesen, die über ein Projekt der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) berichtet, das mit Hilfe Künstlicher Intelligenz sich an die Entzifferung von Keilschriftafeln macht.
Zwar wird es in dem Artikel nicht ausdrücklich erwähnt, aber da Halle und Wittenberg nicht weit von Jena entfernt sind, habe ich mir den Originalbeitrag angeschaut und darin die Bestätigung gefunden. Datengrundlage sind die 3D-Scans der Keilschriftafeln der Jenaer Hilprecht-Sammlung, ein Projekt, das mein leider viel zu früh verstorbener Freund und Kollege Peter Damerow zusammen mit Sarah Köhler, Christina Tsouparopoulou und mir 2009 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin in Kooperation mit der Cuneiform Digital Library Initiative (CDLI) in Los Angeles ins Leben gerufen hatten. Die (auch online durchsuchbare) Datensammlung des CDLI bot dann auch die Textgrundlage für die Entzifferung durch die künstliche Intelligenz.
Es ist schön zu lesen, daß unsere Arbeit auch heute noch nützlich ist. Vor allem Peter Damerow, der als Spiritus Rector trotz seiner damals schon schweren Erkrankung das Projekt mit aller Kraft vorantrieb, hätte seine Freude daran gehabt.
Literatur
Jörg Kantel, Peter Damerow, Sarah Köhler, Christina Tsouparopoulou: 3D-Scans von Keilschrifttafeln. Ein Werkstattbericht, in: Wolfgang Assmann, Christa Hausmann-Jamin, Frank Malisius (Hrsg.): 26. DV-Treffen der Max-Planck-Institute, 22. - 24. September 2009 in Berlin, GWDG-Bericht Nr. 76, Göttingen (GWDG), 2010, S. 41 - 62 (den Bericht hatte ich 2020 aus den Klauen von Scrbd, die ihn hinter einer Bezahlschranke versteckt hatten, »befreit«.)
Photo: 3D-Scans von Keilschrifttafeln oder Ein Hoch auf die Fischertechnik,
(cc 2009: Jörg Kantel)