Niklaus Wirth ist am 1. Januar 2024 gestorben

Informatik
Pascal
Autor:in

Jörg Kantel

Veröffentlichungsdatum

4. Januar 2024

Das neue Jahr beginnt mit einer überaus traurigen Nachricht: Wie Tante Heise berichtete, ist am 1. Januar 2024 Niklaus Wirth, einer der wichtigsten Pioniere der Informatik, im Alter von 89 Jahren gestorben.

Wirth hatte auch viel mit meiner Biographie zu tun. Da ich Anfang der 1980er Jahre an der TU Berlin bei Christiane Floyd (einer weiteren Pionierin der Informatik) Software Engineering studiert hatte, war folgerichtig Niklaus Wirth einer meiner Säulenheiligen. Meine ersten Programmiersprachen waren Algol 68 und Algol W, danach hatte ich die ganze Entwicklung des Wirthschen Programmiersprachenkosmos mitgetragen: Von Pascal über Modula und Modula-2 bis hin zu Oberon. Ich hatte an einer Weiterentwicklung des LPR Modula-2 für den Atari-ST gearbeitet und heftig darunter gelitten, daß den beiden Oberon-Versionen V4 und S3 nicht der Erfolg beschieden war, den sie meiner Meinung nach verdienten.

Aus Respekt hatte ich häufig geschrieben, daß ich mich dreimal täglich gen Zürich verneige und dabei »Heiliger Wirth« murmele. Und wie es der Zufall will, hatte ich mir erst vor wenigen Tagen anläßlich einer Update-Meldung das immer noch quicklebendige FreePascal (GPL) und seine ebenfalls unter der GPL stehende IDE Lazarus angeschaut. Vielleicht sollte ich – um Niklaus Wirth zu ehren – meine verschütteten Pascal-Kenntnisse wieder hervorkramen und etwas damit anfangen?

Eine Würdigung des Schaffens von Niklaus Wirth hatte ich schon im Februar 2019 anläßlich seines 85. Geburtstags im Schockwellenreiter veröffentlicht. Und einen sehr schönen, respektvollen Nachruf von Sebastian Grüner gab es heute auf Golem.de.

Also zum letzten Male dreimal gen Zürich verneigt und »Heiliger Wirth« gemurmelt. Das ist die höchste Ehrung, die einer von einem Atheisten wie mich bekommen kann.


Photo: Niklaus Wirth giving a lecture in Ural State University, 3. Oktober 2005 by Tyomitch, Bildquelle: Wikimedia Commons.