Auf ein Neues: Ren’Py und Scenario

RenPy
Interactive Fiction
Spieleprogrammierung
Künstliche Intelligenz
Scenario
Stable Diffusion
Autor:in

Jörg Kantel

Veröffentlichungsdatum

4. Februar 2024

Meine Beschäftigung mit den Bildgeneratoren der gekünstelten Intelligenzia hat natürlich einen triftigen Grund: Ich möchte herausbekommen, ob oder wie weit diese Tools mittlerweile in der Lage sind, Bilder für interaktive Geschichten und Spiele zu erzeugen, die es auch Menschen wie mir – denen bei der Geburt der Zeichenstift nicht in die Wiege gelegt worden war – ermöglicht, solche Geschichten mit Bildern zu erzählen.

Mein erster Versuch mit der Hexe und den zertrümmerten Kürbissen in Twine verlief ja recht erfolgversprechend, wie Ihr auf meinem Itch.io-Account nachspielen könnt. Die Bilder dafür hatte ich – eher aus einer Laune heraus, denn aus einem wichtigen Grund – mit Clipdrop erzeugt, aber ich glaube, jeder andere einiggermaßen leistungsfähige KI-Bildgenerator hätte dies auch gekonnt.

Allerdings stellt solch eine Geschichte mit statischen Bildern noch keine allzu großen Anforderungen an die Konsistenz der Figuren: Bei den einzelnen Bildern, meist auch noch je auf einer eigenen Seite, verzeiht der Betrachter doch schnell leichte Abweichungen. Anders sieht es dagegen bei Point-and-Click Adventures aus, da hier die Charaktere auf einer Bühne (einem Bildschirm) auftreten und da Abweichungen eher auffallen.

Da meine (geplante) »Räuberpistole« Berlin Attack (für die ich auch schon einen Prototypen in Twine mit Chapbook gebastelt hatte) im Prinzp so etwas wie ein Point-and-Click-Adventure ist, hatte ich das Teil wieder hervorgekramt und dafür mit Scenario ein paar Bilder erzeugt und sie in die Ren’Py-Version dieses Prototyps testweise eingesetzt.

Scenario habe ich deswegen ausgewählt, weil auf dem YouTube-Kanal mehrere Videos (unter anderem »The Arcade Hacker«,»Murder Mystery« und »The Stolen Necklace«) damit prahlten, wie gut das Teil für die Generierung von Assets für Point-and-Click-Games geeignet sei. Zwar wird in diesen Tutorials Unity als Zielplattform genutzt, aber – wie ich hier schon schrieb – ist für dieses Genre Ren’Py durchaus eine gute und leistungsfähige freie Alternative.

Mit dem Ergebnis bin ich aber noch nicht wirklich zufrieden. Das liegt in der Hauptsache daran, daß die oben erwähnten Video-Tutorials einfach zu schnell durch die Generierung huschen und zu viel Vorwissen voraussetzen. So habe ich es zum Beispiel ums Verrecken nicht geschafft, meinen Protagonisten einen geöffneten, sprechenden Mund zu spendieren, obwohl zum Beispiel The Stolen Necklace zeigt, daß das geht. Aber mit der lakonischen Anweisung »Use the canvas to change your character’s facial expressions« bin ich einfach überfordert. Was muß ich wo im Canvas benutzen, um den Gesichtsausdruck meiner Figuren zu ändern?

Prinzipiell scheint das aber möglich zu sein, hier muß ich mich aber erst noch durch das Dickicht der (offensichtkich zu) hastig erstellten (die Tools sind alle noch recht neu) Tutorials quälen. Und vermutlich besitzt nicht nur Scenario alleine diese Fähigkeiten, ich glaube (mindestens) jede Stable-Diffusion-Anwendung scheint dazu in der Lage zu sein.

Ich bleibe jedenfalls am Ball. Und neben Ren’Py steht ja auch noch die Visual Novel Engine Tuesday JS in den Startlöchern und harrt einer Nutzung. Still digging!