Logseq oder Zettlr? Was wird aus meinem zweiten Gehirn?

Logseq
Outliner
Zettelkasten
Zettlr
Autor:in

Jörg Kantel

Veröffentlichungsdatum

4. Mai 2024

Gestern erreichte mich eine Meldung, die mich doch ein wenig beunruhigt. Es geht um Logseq, dem Markdown-basierten Outliner, der seit Monaten klaglos und zu meiner vollsten Zufriedenheit als mein Zettelkasten und mein »zweites Gehirn« fungiert. Doch jetzt spülte eine Meldung bei mir rein, die sagt, daß die Macher von Logseq einen Wechsel von flachen Markdown-Dateien zu einer Datenbank-basierten Version planen. Begründet wird dies mit einer besseren Effizienz.

Ich halte dies – sollte der Wechsel wirklich vollzogen werden – für eine mittlere Katastrophe. In meiner ganzen, über vierzigjährigen Berufserfahrung hat sich immer wieder gezeigt, daß Daten, wenn sie erst einmal in einer Datenbank versenkt wurden, nur noch schwer zugänglich sind und kaum wieder daraus befreit werden können. In einer (relationalen) Datenbank kann man ein Warenwirtschaftssystem oder Personaldaten unterbringen, aber keine schwach strukturierten Daten, wie sie (m)ein zweites Gehirn aufnimmt.

Die Diskussion scheint es bei Logseq schon länger zu geben. Im YouTube-Kanal Tools on Tech, auf dem ich obiges Video »Logseq talks about the DB version« ausgegraben habe, gibt es auch noch zwei weitere Videos zum Thema:

  1. »Building and Playing with the Logseq DB Branch«
  2. »The future of Logseq - Sneak peek at the DB Branch«

Wie gesagt, ich bin beunruigt. Und ich glaube ich nicht den Beteuerungen der Macher, daß die Unterstützung von Markdown-Dateien auch weiter gewährleistet wird. Zwei divergierende Entwicklungsumgebungen zu pflegen, ist ein Aufwand, denn niemand auf Dauer durchhält. Und eine Datenbank-Version von Logseq läßt sich auch nicht mit Git(Hub/Lab) verheiraten, ein Feature, das für jemanden wie mich – der sein zweites Gehirn zum Beispiel auf seinem Desktop wie auch auf seinem Chromebook pflegt – unabdingbar ist.

Was ist die Alternative? Obsidian soll zwar ganz nett sein, ist aber nicht Open Source. Da passt es ganz gut, daß zeitglich die Meldung bei mir hereinschneite, daß Zettlr in der Version 3.1.0 erschienen sei. Dieses Update bringt der freien (GPL 3), auf Markdown-Dateien basierende Zettelkasten-Software eine bessere Unterstützung von Wiki-Links. Damit bietet sie sich als Logseq-Alternative an.

Ich hatte mit Zettlr schon einmal intensiver herumgespielt, die Software dann aber zugunsten von Logseq fallen gelassen. Jetzt sollte ich sie wieder hervorkramen. Denn nur solange Logseq mein zweites Gehirn in flachen Markdown-Dateien ablegt, ist ein Übername der Daten nach Zettlr (oder Obsidian) noch möglich. Es scheint also, als ob Zettlr eine zweite Chance bekommt. Still digging!


Bild: Mein (begehbarer) Zettelkasten, erstellt mit Scenario. Prompt: »An old man, white hair, clean-shaven, without beard+, blue eyes, glasses, sits at a desk in front of huge monitors with lots of colorful diagrams, there are other open books on the desk, and there is a large mug of steaming coffee next to them, and a computer keyboard in front of the monitor, on the wall there are shelves with files and books, the spring sun shines through a large window, colored french comic style«. Negative Prompt: »ugly, beard, deformed, noisy, blurry, distorted, out of focus, bad anatomy, extra limbs, poorly drawn face, poorly drawn hands, missing fingers, tie«. Modell: Stable Diffusion XL, Style: Scifi Magic + Belgian School.