Ist die Künstliche Intelligenz der Tod des Internets? Oder doch nicht? Eine Linksammlung

Künstliche Intelligenz
Generative Art
Medien
Webworking
Autor:in

Jörg Kantel

Veröffentlichungsdatum

21. Oktober 2025

Wie bei fast allen neuen Entwicklungen scheiden sich auch bei der Einschätzung der gekünstelten Intelligenzia die Geister, ob deren Nutzung Fluch oder Segen sei. Schon bei der Erfindung der Photographie sahen (Kultur-) Pessimisten den Tod der Malerei aufziehen, und der Film sollte den Tod des Theaters zur Folge haben. In allen Fällen wurden die alten Medien (Malerei, Theater) nicht abgelöst von den neuen Medien, aber sie mussten sich verändern, um zu überleben.

Zur Vorbereitung eines geplanten Aufsatzes zu diesem Thema habe ich hier erst einmal eine Linksammlung erstellt, von Beiträgen, die verschiedene Meinungen und Ansätze aufzeigen und diskutieren.

Heute im linearen Fernsehen auf Arte und seit einigen Tagen schon in der Mediathek: KI: Der Tod des Internets, ein Film des »elektrischen Reporters« Mario Sixtus. Obwohl durchaus kritisch, hält sich Mario mit einer Verteufelung des Künstlichen Intelligenz zurück. Dafür ist er zu intelligent. Im Film nutzt er auch selber Generative KI, um Illustrationen zu erstellen.

Außerdem hat er auch noch die ZEIT mit Essays vollgetextet, über Dad-Jokes und über Bielefeld, aber hauptsächlich eben über KI, über die Selbstabschaffung Googles und über das Zombie-Internet, aber leider ist dies hinter einer Bezahlschranke versteckt. Zumindest weiß ich nun, was das neue Modewort »SLOP« bedeutet.

Ganz anderer Meinung ist der »Merzmensch« Vladimir Alexeev: Ihm verdanken wir nicht nur das wunderbare Büchlein »KI-Kunst«, indem er für eine kreative Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine wirbt, sondern er geht auch mit guten Beispielen voran. Sein jüngstes Opus: Er hat sich Googles neuestes KI-Experiment »Storybook« vorgeknöpft, in dem ein Gemini-Modell (Version 2.5 Flash) Eure Eingabe analysiert und daraus ein kompaktes Bilderbuch bastelt. Das ist ja schon recht nett, doch Merzmensch wäre nicht Merzmensch, wenn er es dabei beließe. Er wollte mit diesem bürgerlichen Bildungstool den Irrsinn, die Umsturzlust und den anarchischen Glanz des Dadaismus einfangen. Ob und wie ihm das gelungen ist, könnt Ihr in seinem Beitrag »Google Storybook: Big Data trifft Big DADA« nachlesen. Ich jedenfalls habe durch dieses KI-Experiment der besonderen Art Lust bekommen, auch einmal etwas total Unsinniges und völlig Verrücktes mit Googles Storybook anzustellen.

Für umme lesen: Es gibt eine neue Ausgabe von »strategie digital« mir dem Themenschwerpunkt »Generative KI als Gamechanger?!«, die Ihr Euch kostenlos als PDF herunterladen könnt. Auf über 100 Seiten wird die Frage diskutiert, wie Hochschulen den Umgang mit KI aktiv gestalten können. Begleitet wird das Magazin mit einer Webinarstaffel, in der zwischen November 2025 und Februar 2026 in insgesamt fünf einstündigen Lunchtimes Autorinnen und Autoren des Magazins mit weiteren Expertinnen und Experten diskutieren.

KI-Halluzinationen sind nicht zu verhindern: Künstliche Intelligenz halluziniert und das zwangsläufig. Die Frage ist nur, ob man dies als Fehler oder als Feature betrachtet.

Nicht die KI macht uns dumm, wenn wir das Denken an die KI auslagern, denn es gibt grundsätzlich zwei Arten, KI zu nutzen: Entweder, sich von ihr unterstützen und sich Rohmaterial bereitstellen zu lassen, das dann zunächst kritisch geprüft, aus anderen Quellen ergänzt und schließlich von einem selbst weiterverarbeitet wird. Oder die KI-generierten Inhalte als das Bestmögliche, Richtige und Wahre zu übernehmen, ohne es selbst versucht zu haben, ohne eigene Bemühungen einzubringen, ohne zu hinterfragen und eigene Quellen zu recherchieren. Und ohne die Mühen, Inhalte zu hinterfragen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Gewissermaßen der Ansatz Selbstwirksamkeit gegen den Ansatz Selbstentmündigung.

War sonst noch was? Ach ja, Quinton Ashley, der Schöpfer von Q5.js, der rasend schnellen »Alternative« zu P5.js, räumt mit dem Mythos vom »Prompt Engineering« auf. Er behauptet, Prompt Engineering sei keine Fähigkeit, sondern ein Glücksspiel. Ich habe den Verdacht, daß er damit Recht hat.


Bild: Ein Dachs, ein Kaninchen und ein Maulwurf beobachten den Tod des Internets durch kapitalistische Ratten, erstellt mit OpenArt.ai. Prompt: »Colored Franco-Belgian comic style. Illustration of a badger in a red dressing gown, a white rabbit in a blue vest and carrying a giant pocket watch with a chain, and a mole wearing sunglasses stand on a hill, gazing down into a green valley dotted with futuristic buildings and a data center. A path paved with yellow stones winds through the valley. A colorful tethered balloon floats in the sky, carrying a wickerwork gondola manned by rats in colorful vests.«. Modell: Seedream 4.0.