Es ist eine dunkle, stürmische Nacht: Soll ich Godot (und Ink) lernen?
Das im letzten Jahr von Unity eingeführte Preismodell, für jedes installierte Spiel von den Entwicklern eine Gebühr zu verlangen, hatte der damals noch populären Game Engine so geschadet (denn viele, nicht nur kleine Entwickler entdeckten die Vorzüge der freien (MIT-Lizenz) Engine Godot), daß die Macher jetzt zurückruderten: Die Unity Runtime-Gebühr ist tot. Ob das den Abwärtstrend für Unity (und den Aufwärtstrend für Godot) aber stoppen kann, wage ich zu bezweifeln – zumal Unity parallel zu der Entscheidung gewaltig an der Preisschraube gedreht hat.
Für mich stellt sich die Frage, ob es nicht höchste Zeit ist, daß ich mich ebenfalls intensiver mit Godot beschäftigen sollte. Zwar habe ich in dem oben schon verlinkten Artikel eher auf Ren’Py als Unity-Alternative gesetzt, aber es gibt bestimmte Dinge, bei denen Godot – auch für interaktive Geschichten und Verwandtes – einfach die Nase vorne hat.
Dazu zählt, daß Godot besser mit externen Werkzeugen (hier meine ich insbesondere Ink/Inky) zusammenspielt, als Ren’Py, das sich in dieser Hinsicht doch recht störrisch erweist.
Auf die Idee mit Godot brachte mich unter anderem das Video »Unlearn Unity: Godot for the Solo Developer«, das mir ein wenig die Angst nahm. Denn für jemanden wie mich, der gewohnt ist, alles in seinem (geliebten!) Texteditor zu erledigen, ist das Node-Geklicke und Menü-Gedöns von Godot (aber auch von Unity) zumindest gewöhnungsbedürftig.
Dann ist eine heimlich Liebe von mir auch noch Ink mit Inky, dem freien (MIT-Lizenz) Editor und der freien Skriptsprache für interaktive Geschichten, den und die die Spieleschmiede Inkle eigentlich für die Unity-Integration entwickelt hatten. Doch spätestens seit dem Unity-Desaster gibt es vermehrt Anstrenungen, Ink/Inky auch zusammen mit Godot zu nutzen.
Das obige Video ist das Einführungsvideo der achtteiligen Playlist »Godot & Ink« von Nicholas O’Brian, die zeigen will, wie man ein Visual Novel-ähnliches interaktives Spiel mit diesen beiden Werkzeugen erstellen kann. Als Hilfsmittel bei der Integration wird das inkgd-Plugin von Frédéric Maquin genutzt. Das funktioniert aber nur mit GDScript, wer auf C# als Skriptsprache für Godot setzt (aber wer will das schon?), sollte stattdessen auf GodotInk von Paul Joannon zurückgreifen. Und die Assets stammen aus dem Image Pack »College Life« des Users puppetbomb (beachtet bitte, daß die Lizent (CC BY-NC 3.0) nur eine nichtkommerzielle Nutzung zuläßt).
Von dem umtriebigen Dan Cox gibt es ebenfalls eine Reihe von Playlists zu Ink und Inky. Diejenigen von ihnen, die nicht direkt auf die Verwendung mit Unity zielen, sind
- Fundamentals of Interactive Design, fünf Videos
- Ink Crash Course, drei Videos
- Ink for the Web: JavaScript + Ink, fünf Videos
Besonders die letzte Tutorialreihe ist interessant, weil sie auf die Tatsache abzielt, daß Inky einen JavaScript-Exporter besitzt, der es erlaubt, Eure mit Ink erstellten, interativen Geschichten mit wenigen Klicks webtauglich zu machen. Dabei können – mit Hilfe von »Tags« – auch Bilder eingebunden werden. Einen Prototypen hatte ich hier schon einmal gebastelt.
War sonst noch was? Ach ja, das obige Video »Visual Novel Development For Beginners« ist genau das, was der Name verspricht. Und auch wenn die beiden hochladenden Macherinnen und Macher sich inkEthic nennen, hat es nichts mit Ink/Inky zu tun, sondern es ist (mehr oder weniger) werkzeugneutral. Und gerade dies macht es so ansehenswert.
Und dann war da ja noch das hier schon einmal vorgestellte Binksi Visual Novel Template, mit dem man auf größtmöglich obskure Art eine interaktive Geschichte mit Ink und Binksi zusammenschrauben kann. Warum? Weil es geht! Das ist so abgefahren, daß ich auch dies unbedingt einmal testen muß. So viel zu spielen, so wenig Zeit!
Bild: It’s a dark and stormy Night (Scene 1), erstellt mit Scenario. Prompt: »A black limousine drives through a dark and stormy night. Its yellow headlights illuminate a ((signpost))+ that points in three different directions. It is a suburb and only a few street lamps illuminate the scenery. only one red balloon floats in the foreground. colored french comic style«. Negative Prompt: »additional car«. Modell: Stable Diffusion XL, Style: Creepy Nordic + Belgian + Semi-Realistic.